Kann Geistloses wirklich begeistern?

Die euphorische Masse beim Event – der Jubel, der den Propagandisten entgegenschlägt, wenn mit gehobener Stimme seine gestische Pointe ihn verlangt; das private Insistieren auf die Liebesparolen des hauseigenen Stars, was die Leute („zu denen auch ich gehöre“) bewegt. Ist Geist eine Illusion? Das höhere Niveau nur ein Ort unter vielen? Hat jede Gemütsbewegung den gleichen elektrischen Energieausstoß? Oder ist Geist natürlich ebenso ein Gegenstand der Evolution wie die Entwicklung des Körpers; mehr noch: je höher man steigt, desto tiefer die Empfindung? Eine Frage der Lebensqualität, die somit ohne Leiden nicht gesteigert werden kann.
Deshalb rede mir nicht von „Selbstverwirklichung“!
Was kann das sein als Bespiegelung in der Öde? Das Bestreben geht zum allgemeinen Verständnis; zu dem, was betrifft, was zu weiteren Fragen drängt. Auf den Grund unserer Existenz zu leuchten, zumindest Bruchstücke davon zu beleuchten, scheint befriedigender als das Seichte. Man sucht die Zugehörigkeit zu den anderen, den kleinsten gemeinsamen Nenner, das „im Vergnügen“ zu stecken scheint. Der krampfhafte Spaß auf der Suche nach dem Glück, das Aufgehen in der Menge macht die Qual vergessen. Aber sie bricht unvermittelt wieder hervor, die Illusion war perfekt, kurz und ohne Erkenntnis. Das Vergessen deckt die Pein der Niederlage. Und es ist eine Niederlage, die Zeit nicht genutzt zu haben, um „besser, immer besser zu scheitern“ (Beckett)?

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